Einblicke in Leben und Arbeiten am Biohof Gstinig – wo Moderne auf Tradition trifft
Gertraud und Philipp leben mit ihrem Sohn Valentin und Philipps Eltern am Großpreinbergerhof – uns bekannt als Biohof Gstinig. Gleich am Anfang erzählt Philipp, dass der Erbhof seit Mitte des 18. Jahrhunderts existiert (Gründerfamilie ist nicht bekannt) und das schöne Bauern- und Wohnhaus (wie bei einer Renovierung bzw. des Ausbaus vor einigen Jahren herauskam) schon 500 Jahre alt ist. Zusätzlich besteht am Wohngebäude ein Zubau aus neuerer Zeit, wo der untere Stock der Gertraud zum Schlachten dient und der obere Stock dem Schnapsbrennen gewidmet ist. Das Wirtschaftsgebäude wurde nach dem Großbrand 2022 in moderner, hocheffizienter und nachhaltiger Form neu errichtet.
Ein Bach, der teilweise unter Grund läuft, aber dann in das hauseigene, kleine Wasserkraftwerk fließt liefert neben der Photovoltaikanlage am Wirtschaftsgebäude die Energie für Haus und Hof.
Der Gstinig-Hof ist ein Vollerwerbsbetrieb mit mehreren Ertragszweigen. Unsere Hof-Führung beginnt auf einer Wiese ober dem Haus, wo die ungefähr 250 Legehühner leben und ihre Eier produzieren. Gertrauds Aufgaben sind die Legehennen, die Masthühner sowie die älteren Hühnerdamen (die dann Suppenhühner werden), die 16 Gänse (die Gertraud sehr mag - und das wohl auch für ihre Pracht und ihren Charakter), und letztendlich der Schlachtbetrieb, den sie als ihr “Reich” bezeichnet. Auf unsere Fragen hin beschreibt sie den Schlachttag ein wenig. Dieser beginnt mit dem Räuchern des Raums, um die Hühner und sich selbst zu beruhigen. Die Hühner werden zuerst im Arm gehalten und leicht betäubt und dann stressfrei geschlachtet - “mit einem Dankeschön und einem Kreuz für jede Henne”. Gertraud spricht auch über die psychologische Herausforderung des Schlachtens, eine ehrliche und respektvolle Arbeit, die allerdings nur mit Maß so geschehen kann und der wir, die Fleisch essen, auch mit Bewusstsein und Respekt in die Augen sehen müssen. Gertraud erwähnte, dass sie am Anfang nach dem Schlachten immer in die Kirche gehen musste, was irgendwie wichtig zu hören war, denn in unserer Menschen-Evolution mussten wir uns immer wieder daran erinnern, wie wir uns mit unserem Handeln im Dreieck der Erde, des Himmels, und unserer Seele zu orientieren haben.
Der Gstinig-Hof ist ein Mutterkuhbetrieb und Philipps Reich ist der Stall und die Kühe, aber auch der Wald. Wir haben uns den neuen, wunderschönen Stall angesehen, der auch super praktisch angelegt ist für Geräte, Traktor usw. einerseits sowie natürlich für Kühe, Kälber und Stier, sobald diese von der Alm, wo sie bis Mitte Oktober weiden, zurückkommen. Sohn Valentin hat uns eine kurze aber eindrucksvolle Demo vom Heukran gegeben.
Philipps Vater ist im Sommer oft auf der Alm und fungiert dort als Hirte und Jäger. Außerdem hat Philipp auf der Alm im Defereggental noch einige Bienenstöcke für die Honigproduktion.
Ich glaub, dass wir alle – Erwachsene und Kinder – sehr beindruckt sind, von dem was der Hof und die liebe Gstinig-Familie bietet. Und zur Krönung des Nachmittags gab’s dann auch noch leckeren Kuchen und Saft. Ein ganz feiner Nachmittag!
[Speisereisebericht von Gabriele Steiner]