Bäckerei Joast
Brigitte und Ernst Joast

Unsere erste Speisereise im neuen Jahr führte uns in die Backstube von Bibi und Ernst von der Bäckerei Joast. Erst gab es einen kurzen Rückblick in die Geschichte: Die Bäckerei wurde 1932 von Ernsts Großvater in Virgen gegründet. Nachdem Ernst die Bäckerei übernommen hat, war die erste Backstube und Filiale in Lienz in der Schweizergasse, bis die Backstube in den jetzigen Standort in der Peggetz übersiedelt ist. 

 

                                                    Unsere Vinschgerlen


Zu unserer Freude durften wir sofort selbst anpacken und Vinschgerl „schlagen“ und Handsemmeln formen. Vinschgerl zeichnen sich durch den sehr weichen Teig, die lange Gehzeit, das fein vermahlene Roggenmehl und die Zugabe von Zigeunerkraut für den typischen Geschmack aus. Nachdem Vinschgerl mit einem schnellen Handgriff gemacht werden können, erfordert das Formen der Semmeln schon um einiges mehr Übung.


Während unser Gebäck im Gärraum rastete, bekamen wir eine Führung durch die Backstube. Die Brote werden mit Natursauerteig gemacht, was sie bekömmlicher macht und keine Zugabe von Hefe nötig macht. Der Roggensauerteig in der Bäckerei ist mittlerweile stolze 18 Jahre alt! Herkömmliches Salz wird in der Bäckerei keines verwendet, stattdessen wird Natursole, das ist mit Salz gesättigtes Wasser aus Bad Aussee, verwendet. Dadurch kann auf Zusatzstoffe wie Rieselhilfen, welche in den meisten Salzen enthalten sind, verzichtet werden. 


Seit 2005 bezieht die Bäckerei Bio-Getreide von Osttiroler Landwirten, heute werden 30 Tonnen Bio-Dinkel und Bio-Roggen pro Jahr in der Bäckerei verarbeitet. Wir bekamen auch eine Vorführung der betriebseigenen Mühle, mit der das Bio-Getreide vermahlen wird. 


    

                                    Das Bio-Sortiment der Bäckerei Joast

Auch über die Herausforderungen in der Bäckerei haben wir einiges erfahren – Mitarbeitermangel, Nachtarbeit und hohe Energiepreise. Umso erstaunlicher, dass es die Bäckerei schafft, 365 Tage im Jahr zu backen und auszuliefern. Eine Herausforderung für eine Bäckerei ist natürlich auch die Kalkulation der richtigen Mengen. Folglich hat uns natürlich auch interessiert, was mit dem überschüssigen Gebäck passiert. Alte Semmeln werden zu Knödelbrot verarbeitet, Schwarzbrot wird vermahlen und für das „Aromastück“ weiterverwertet. Übriges Kleingebäck und Süßes wird an Bauern zur Verfütterung weitergegeben. Auch der Sozialladen Lienz und die Tafel werden mit übrig gebliebenen Backwaren beliefert. 

Nach etwas Gehzeit war es dann so weit und unsere Teiglinge konnte in den Ofen. Nach wenigen Minuten stieg uns der köstliche Duft des frischen Gebäcks in die Nasen! Zum Abschluss gab es eine feine gemeinsame Jause und wir durften unsere selbst gemachten Semmeln und Vinschgerl mit nach Hause nehmen. 

Ein herzliches Dankeschön an Bibi und Ernst für den interessanten Einblick in die Bäckerei, für eure Offenheit und Gastfreundschaft! 

[Speisereisebericht von Eva Hinterbichler]



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