Bio-Äpfel nun auch in Osttirol!
Regen ist vorhergesagt, der Wind bläst ziemlich kalt und wir freuen uns, von Magdalena und Friedl in der Wärme ihres Hofladens begrüßt zu werden und erste Erzählungen über den Obsthof und gleichzeitig Familienbetrieb Webhofer zu bekommen - umgeben von wunderbaren Produkten in Flaschen, Kisten und Körben. Die Vielfalt ist groß: Äpfel, Apfelsaft, Apfelessig, Whisky, Edelbrände und Liköre stammen aus der eigenen Produktion. Weitere bäuerliche Produkte aus Gaimberg und Umgebung sind auch im Hofladen zu kaufen. Eine erste Runde des Verkostens von Säften, Pregler & Co wird von Magdalena angeboten.
Danach ist aber ebenso klar, dass wir ins Freie wollen, um die direkt an den Hof angrenzenden Obstwiesen zu besichtigen. Friedl hat so viel Interessantes zu berichten, und trotz des sehr unwirtlichen Wetters werden Fragen über Fragen gestellt.
Die Gesamtfläche der Apfel- und Birnbäume umfasst fünf ha; der größere Teil befindet sich direkt um den Hof in Gaimberg, weitere zwei ha in Stribach. Es sind alles Spindelbäume, die hier Reih an Reih stehen – auf den fünf ha insgesamt rund 18.000 Apfel- und Birnbäume. Viele Reihen sind seit einigen Jahren mit einer Hagelschutz-Vorrichtung ausgestattet. Das war notwendig, da seit mehreren Jahren nun Hagelschlag mehrmals pro Jahr auftritt. So kann das Obst sehr effektiv vor Schäden geschützt werden – auch dank eines immer mehr verfeinerten Wetter-Frühwarnsystems.
Friedl kultiviert sechs bis sieben Apfelsorten, Topaz, Pinova, Gala, Natyra u.a. und experimentiert immer wieder mit neuen Sorten wie beispielsweise dem rotfleischigen Apfel ‚Baya Marisa‘.
Wir besichtigen auch die Äpfelsortieranlage, durch die das Sortieren und anschließende Abpacken der Äpfel einfach und doch so effizient funktioniert – obwohl die Anlage bereits mehr als dreißig Jahre alt ist.
Die Lagerung des Obstes findet in einem großen Kühlhaus direkt neben dem Hof statt. Um hier möglichst energieeffizient zu arbeiten, nutzen drei Obstbauern aus der Region gemeinsam diese Halle.
Ein Obsthof mit so diversen Aufgaben und Funktionen - dabei haben Friedl und Magdalena den Mesnerhof 1989 von den Eltern Webhofer als „Viehbetrieb mit Streuobstwiesen“ übernommen. Seit drei Generationen wird diese Landwirtschaft geführt und es gehören neben viel Kreativität, wohl auch Mut und Zuversicht dazu, vielleicht auch eine gewisse Neugier, um mit einer ganz anderen Art der landwirtschaftlichen Produktion zu beginnen – laut Friedl ohne spezielle Vorkenntnisse und Erfahrungen. 1994 haben sie mit dem professionellen Obstbau gestartet, seit 2000 wird der Mesnerhof als reiner Obstbetrieb geführt. Die Idee dazu kam in der Zeit, als Friedl bei einem Großhandel arbeitete und Äpfel von Südtirol nach Osttirol lieferte. Damals fragte er sich, ob es nicht viel sinnvoller und nachhaltiger wäre, Obst gleich in der Region direkt zu produzieren und anzubieten.
Von September 2021 an waren die Webhofers dann Umstellungsbetrieb, im September dieses Jahres erhielten sie die Zertifizierung als Biobauern. Sicherlich eine große Herausforderung, die durch eine eigene Kompostieranlage, um Dünger zu gewinnen, die Verwendung effektiver Mikroorganismen, die Wahl entsprechender Sorten und vor allem fortwährendes Beobachten und Lernen und Erfahrungsaustausch mit anderen Obstproduzenten im In-und Ausland zu bewältigen ist.
Friedl ist zudem seit mehr als 20 Jahren als Lehrer in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz tätig. Sein Wissen und seine Begeisterung für den Obstbau sowie regional und biologisch erzeugte Produkte gibt er an die jungen Menschen weiter.
Am Ende kehren wir noch im Brennstadl ein, wo uns Friedl den Vorgang des Destillierens anhand seiner Anlage erklärt. Hier wird vor allem der „Osttiroler Pregler“, eine geschützte Marke aus heimischen Äpfeln und Birnen erzeugt, daneben noch andere Edelbrände.
Die Brennrechte an diesem Hof gibt es schon seit 1938; Friedls Großmutter hatte sie vor ihm inne.
Danach sitzen wir noch gemütlich und gut aufgewärmt bei Kaffee und Kuchen zusammen, Magdalenas Gastfreundschaft lässt uns noch lange verweilen.
Herzlichen Dank für diesen so anschaulichen und interessanten Nachmittag und dafür, dass wir einen Einblick gewinnen durften, wie selbstverständlich hier in diesem Familienbetrieb Vielfalt, Regionalität und Nachhaltigkeit gelebt werden.
[Speisereisebericht von Susanne Muhar, freigegeben durch Friedl Webhofer am 5. November 2024]